walter schulze-mittendorff - metropolis

 


„Lang hat mir erzählt, dass das, was ihn am meisten an Metropolis interessierte, der Konflikt zwischen dem Magischen und Okkulten (der Welt Rotwangs) und der modernen Technologie (der Welt Fredersens) gewesen ist. In seinem Bestreben – mit Rücksicht auf das Publikum, nicht zu tief auf das Magische und Okkulte einzugehen, habe er in seinen innersten Absichten gefehlt, was vielleicht der Grund dafür sei, weshalb er der Ansicht ist, Metropolis sei stilistisch uneinheitlich. In späteren Jahren hätte er den Mut gehabt, für seine Überzeugungen einzustehen – eine Tatsache, die bestimmte, eng damit verbundene Aspekte seiner indischen Filme erklärt.“

Lotte H. Eisner, Fritz Lang, New York, 1976, S. 90


Tatsache ist, dass der Film lange als stilistisch uneinheitlich gegolten hat. Das Premierenpublikum von 1927 war seinerzeit von Metropolis schlichtweg überfordert gewesen und konnte mit dem Magischen und Okkulten im Zusammenhang mit einer futuristischen Technologie überhaupt nichts anfangen; der Film erschien ihm bestenfalls als absurd, und viele Kritiken waren vernichtend. Heute wissen wir, dass Metropolis mit seinen Themen seiner Zeit weit voraus war und es wahrscheinlich immer noch ist. Die Globalisierung; die Herausbildung einer plutokratischen Herrschaftsform; die Überflutungen, für die heute allerdings die Klimaerwärmung auf Grund von CO2 ausstoßenden Maschinen verantwortlich gemacht wird; die Arbeitsroboter, die auf dem Vormarsch sind; eine Menschen und Umwelt gefährdende Atomkraft-Technologie, weil sie im Falle einer gravierenden Störung ein extrem zerstörerisches Potential freisetzt; sowie die Unterwerfung unter das Diktat der Zeit, ausgelöst durch den technologischen Fortschritt, die zu einer unnatürlichen Hast antreibt, können Assoziationen zu Metropolis wecken. Vielleicht ist das menschliche Bewusstsein sogar aufgrund des Erlebens dieser, zu Realität gewordenen, Themen gereift, so dass jetzt auch der Zugang zum Verstehen des magisch-okkulten Teils des Films eröffnet ist. Dafür spricht, dass die heutigen Zuschauer gerade von der Mischung aus ‚Action’, magisch-mythischen Anspielungen, einer immer noch futuristischen Technologie und sozial-philosophischer Ausführungen fasziniert sind.

Die Einbettung von spannenden Themen in eine bildliche Komposition, die an jeder Stelle zu einem Kunstwerk gelingt, macht Metropolis zu dem herausragenden Film. Wer hat sich 1927 vorstellen können, dass mit Metropolis 74 Jahre später, 2001, die Filmkunst erstmalig in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen werden wird?


  1. 1.Metropolis – stilistisch uneinheitlich?

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Licht auf Metropolis  –  Spur der Mystik