walter schulze-mittendorff - costume
walter schulze-mittendorff - costume
Aus: Berliner Zeitung, 18. Mai 1947
Aus: Nacht-Express,
Die illustrierte Abendzeitung, Nr. 163,
Mittwoch 16. Juli 1947
Aus: Nacht-Express, Die illustrierte Abendzeitung, Nr. 197, Sonnabend, 25. August 1951
Entnommen aus: „Was wird aus Falstaffs Hose?“, Deutsche Woche, 1951, Nr.5, Seite 3
Der Kostümbildner Walter Schulze-Mittendorff beim Entwerfen, siehe oben
Der Film handele nur vordergründig von der Rettung der Gemälde alter Meister durch die Rote Armee im zerstörten Nachkriegs-Dresden. Es läge vielmehr der Sinn darin den wahren Humanismus zu zeigen, den Kampf um das Herz und den Geist der Menschen selbst, so der sowjet-russische Regisseur Lew Arnstam. Dieser hebt die wundervolle Zusammenarbeit mit den deutschen Kollegen der DEFA hervor und unter den namentlich genannten Mitarbeitern führt er auch „… Mr. Schulze-Mittendorf who was responsible for the costumes.“ („... der verantwortlich war für die Kostüme“) auf 1.
Der Film beeindruckt insbesondere durch die Filmmusik von Dimitri Shostakovich.
Das Mitwirken an Fünf Tage – Fünf Nächte zählt für Walter Schulze-Mittendorff zu den besonderen Eindrücken in seiner filmischen Tätigkeit. Voll Anerkennung, ja fast begeistert, spricht er von Lew Arnstam, wie auch ganz allgemein von der ambitionierten Atmosphäre während der Herstellung des Films. Es ist nicht vorherzusehen, dass dieser Film zu den letzten gehören wird, deren Produktion und Uraufführung in die Zeit fällt, da Reisefreiheit in der DDR gerade noch möglich ist. Wie sich wenig später herausstellt, verrät die Realität – der Bau der Berliner Mauer – die gute Absicht des Films wahren Humanismus zu demonstrieren.
1 Begleitheft der CD: Dimitri Shostakovich, Das Neue Babylon / Fünf Tage – Fünf Nächte, Hans Sikorski Verlag, Hamburg
Kostümbild – Teil 2
Walter Schulze-Mittendorff, rechts, im Gespräch mit dem Filmregisseur Wolfgang Staudte,
bei Dreharbeiten zu dem DEFA Film „Die Geschichte vom kleinen Muck“, 1953
(Mit freundlicher Genehmigung der DEFA-Stiftung)
Walter Schulze-Mittendorff bei Dreharbeiten zu dem Film Fünf Tage – Fünf Nächte, 1961. Der Film ist eine deutsch–sowjetische, DEFA/Mosfilm-Koproduktion unter dem Hauptregisseur Lew Arnstam.
Walter Schulze-Mittendorff als Statist in dem Film Fünf Tage – Fünf Nächte
Standbild mit freundlicher Genehmigung der DEFA-Stiftung
Text dieses undatierten Artikels, erschienen in einem Filmprospekt:
„Kostüme sind nichts Zufälliges. Am allerwenigsten sind sie es für den Schauspieler. Denn nicht nur der Schauspieler trägt das Kleid, sondern das Kleid trägt umgekehrt den Schauspieler. Es hat also, neben seinem optischen Reiz, einen dramatischen und zugleich dramaturgischen Wert.
Gerade der Film, der in erster Linie Bildkunst ist, bezieht seine Spannungen nicht nur aus dem agierenden, photographierten Menschen, sondern zu einem wesentlichen Teil aus der Atmosphäre, aus der Umweltschilderung. Engster Rahmen aber, der einen Menschen umgibt, der Zeugnis ablegt für sein Wesen, für seine Stellung im und zum Leben, ist sein Kleid. Diese Wechselwirkung zwischen Kleid und Schauspieler, die als bedeutsamer Stimmungsfaktor die Bildwirkung unterstützt, hat Walter Schulze-Mittendorff in den Köstümen des ,Wozzek‘-Films bewußt herausgearbeitet und damit den künstlerischen Intentionen des Drehbuchautors und Regisseurs G. C. Klaren entsprochen, der sich zwar vom Wort her streng an das Büchnerische Fragment hält, aber alles, was zwischen den Worten schwingt, ins Optische verlegt.
Büchners ,Wozzek‘ ist eine Anklage gegen den Militarismus. Und damit ein über das Zeitgebundene der Büchner-Epoche, des frühen Biedermeier, hinausgehendes Stück. Grund genug, um den Hauptakzet der Kostüme auf die innere Haltung ihres Trägers und nicht allein auf die Stilechtheit der Epoche zu legen. Ein Tambourmajor ist nun einmal der Inbegriff des zur Schau getragenen Soldatentums. Im ,Wozzek‘ zeigt sein Kostüm all den aufdringlich-anreißerischen ,Zauber der Montur‘, der einstens den Mädchen die Röte in die Wangen trieb. Ein Hauptmann ist eine Respektsperson. Schulze-Mittendorff gibt seiner äußeren Erscheinung etwas betont Preußisches, dazu aber den leichten Stich ins Taperig-Vertrottelte, durch den er in subalternen Muschkopenhirnen als ,der Alte‘ rangiert.
Für Walter Schulze-Mittendorff gilt als wesentlichste Frage: was hat ein Mensch für eine Kontur. Still, ausgeglichen und neutral erscheint ihm die des Büchner der Rahmenhandlung, spitzig und eckig die des Doktors, dem er einen Ärztekittel mit Fledermausärmeln anzieht, aus dem die Arme um so dünner, um so spinnenartiger herausgreifen. Weite Pelerinen verbreitern den ausladenden Umriß der behäbigen Gerichtsbeisitzer, dagegen ist der Präsident des Gerichtshofes als Abbild fanatisch rechtender Gerechtigkeit ganz auf schmal traktiert. Obwohl in allen Kostümen die gewisse Beziehung zur Biedermeierepoche besteht, sind sie doch alle, auch wenn es sich nur um die in kurzen Szenen erscheinenden Volkstypen wie Schaubudenausrufer, Rummelplatzbesucher oder Wanderburschen handelt, darauf abgestimmt, durch ihre äußeren Attribute weitestgehend zur Charakterisierung ihrer Träger beizutragen.
H. R. Lest
A 27: Das Eselchen,
Wozzek, 1947
„Schumi zu kennen – seine Kostüme zu tragen:
beides ein Vergnügen!
Deine Lotte Ledl
Berlin, 1966“
Lotte Ledl ist eine österreichische Schauspielerin und begegnete Walter Schulze-Mittendorff bei den Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm Anastasia. Regie: R. A. Stemmle, Produzent: Zweites Deutsches Fernsehen, 1967.
Frau Ledl sagt, die Begegnung mit Walter Schulze-Mittendorff sei eine der liebenswürdigsten in ihrem Leben gewesen. Er sei mit 27 Kostümen zu den Dreharbeiten gekommen und alle passten. Das hätte sie sonst nicht erlebt. Leider sei es bei der einmaligen Zusammenarbeit geblieben.
Mit herzlichem Dank an Lotte Ledl
Bertina Schulze-Mittendorff, August 2011
„Lieber Schu-Mi,
ich finde alle Kostüme
zauberhaft und freue
mich sehr darauf!
Liebe Grüße
Ihre I. W.“
Diese Notiz auf einem großen Zettel ist undatiert. Bei den Initialen kann es sich nur um die Schauspielerin Ilse Werner (1921 – 2005) handeln. Ihre liebenswürdigen Worte beziehen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Zusammenarbeit an dem Film Der Vogelhändler,
Regie: Arthur Maria Rabenalt, Produzent: Berolina-Film GmbH, 1953.
(Walter Schulze-Mittendorff wurde von seinen Filmkollegen „Schumi / Schu-Mi“ genannt.)
Widmungen
Ilse Werner
Lotte Ledl
Dreharbeiten
A 26: Tambour-Major, Richard Häußler, Wozzeck, Film, 1947
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