walter schulze-mittendorff - der muede tod

 


Der Müde Tod


  1. 5. Der Inhalt des Films


Der Tod manifestiert sich aus dem Nebel heraus als eine menschliche Gestalt, als düster dreinblickender Fremder mit einem breitkrempigen Hut auf dem Kopf. Er besitzt einen Garten neben dem Friedhof einer kleinen verträumten Stadt, der durch eine unüberwindliche hohe Mauer von der Außenwelt abgegrenzt ist. Niemand gelangt dorthin außer durch ihn, den Tod. Dieser vermenschlichte Tod lässt den Menschen nicht sterben, er nimmt ihn hinfort wie ein Räuber, in sein Reich, den umzäunten Garten.

Der düstere Fremde heftet sich an die Fersen eines jungen verliebten Brautpaares, das auf der Durchreise in der Schenke einkehrt. Nach einem kurzen Moment der Abwesenheit der Braut sind der Fremde und der Bräutigam spurlos verschwunden. In ihrer verzweifelten Suche nach ihrem Geliebten gelangt die Braut an die Mauer des Gartens des Todes. In ihrem Schmerz bricht sie zusammen und hat die Vision von den Geistern der Toten, darunter ihr Geliebter, die durch die Mauer gehen.

Der Apotheker findet sie und nimmt sie mit in seine Apotheke. Dort entdeckt sie in einem aufgeschlagenen Buch den Spruch Salomons: "Denn Liebe ist stark wie der Tod". Sie greift nach einem Fläschchen mit Tropfen, einer psychotropen Substanz, und der Zaubertrank versetzt sie wieder an die Mauer des Totengartens, die sich nun für sie öffnet. Es ist elf Uhr nachts.


Walter Schulze-Mittendorff, rechts.

Er spielt einen der Häscher in dem Kapitel

‚Die Geschichte des zweiten Lichts’,

die Epoche der italienischen Renaissance.

Die Häscher empfangen gerade den Auftrag zum Mord.

©: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung


Der Tod empfängt sie mit den Worten:

Was suchst du hier in meinem Reich, Kind? Ich habe dich nicht gerufen.“

Sie antwortet ihm:

Ich möchte dahin gehen, wo mein Geliebter ist.

Er nimmt sie mit in eine Kathedrale, die angefüllt ist mit brennenden Kerzen. Sie gehörten zu den Leben, die ausgelöscht werden, wenn Gott es so will, erklärt ihr der Tod, die Stunde ihres Bräutigams sei gekommen gewesen:

Glaube mir, meine Aufgabe ist schwer. Es ist ein Fluch. Ich bin es müde, das Leiden der Menschen zu sehen und Hass dafür zu ernten, Gott zu gehorchen.“

Oh Tod “, fragt sie ihn, „gibt es keinen Weg, ein ausgelöschtes Licht wiederzubeleben?

Er schüttelt müde den Kopf. Fragend fleht sie ihn an: „Gibt es keinen Weg dich zu überwinden? Ich glaube: Die Liebe ist stärker als der Tod.“

Ist deine Liebe stärker als der Tod? Willst du dich mit mir messen, der ich ewig bin? Wahrlich, ich würde dich segnen, gelänge es dir mich zu besiegen“, entgegnet ihr der Tod.

Erweicht durch ihr Flehen willigt er ein:

Schau auf diese drei niederbrennenden Lichter. Ich lege die Chance in deine Hände, sie zu retten. Schaffst du es auch nur bei einem von ihnen, werde ich dir das Leben deines Liebsten geben.“


(Die Zitate sind von der DVD der englischen Version ‚Destiny’ ins Deutsche übersetzt.)


Walter Schulze-Mittendorff, Kopf der Asiatischen Gottheit, aus ihrem rechten Auge fließt eine Träne Blutes.


Die Darstellerin der Geliebten ist Lil Dagover, das Gesicht der Gottheit ist den Gesichtszügen der Schauspielerin nachempfunden.

©: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung


Die Braut erlebt sich nun als Geliebte in drei verschiedenen aufeinander folgenden Kulturen: der arabischen Kultur, der italienischen Renaissance und der chinesischen Kultur. Diese drei Kulturen stehen für die drei herunterbrennenden Kerzen. Zu allen Zeiten will die Geliebte das Leben ihres Geliebten retten und scheitert daran, jedes Mal erlischt ein Kerzenlicht. Selbst als sie in der ‚Geschichte des dritten Lichts’ durch Zauberkraft zu einer chinesischen Gottheit erstarrt und auf diese Weise ihren Geliebten zu schützen versucht, kann er dem Tod nicht entkommen. Die dargestellte asiatische Gottheit erscheint als Kombination des mehrarmigen indischen Gottes Shiva und der chinesischen Muttergottheit Kwan Yin. Hier  beweint sie den Tod des Geliebten mit einer Träne Blutes, eine Analogie zu der Blut weinenden christlichen Gottesmutter. Kein Gott kann den Menschen vor dem Mysterium des Todes bewahren, denn der Tod ist das Tor zum Reich Gottes.


Der Tod, der düstere Fremde, gibt der Braut eine letzte Chance, das Lebenslicht ihres Bräutigams wieder zu entzünden. Wenn sie einen Menschen fände, egal wie alt, der bereit wäre sein Leben zu geben, dann erhielte sie das Leben ihres Geliebten zurück.

Sie erwacht aus ihrer Trance in der Apotheke mit dem Fläschchen des Zaubertranks in der Hand. Es ist immer noch 11 Uhr nachts. Der Apotheker stürzt hinzu und sie erkennt in ihm einen alten Mann, der nicht mehr lange zu leben hat. Sie bittet ihn um sein Leben, entsetzt stößt er die junge Frau aus seiner Apotheke: „Nicht einen Tag – Nicht eine Stunde – Nicht einen Atemzug!!!

Sie fragt den Bettler, ob er sein Leid beenden wolle und er giert ihr entgegen, wie wenn er einen Schatz erhalten sollte. Als sie ihn aber bittet: „Gib mir dein Leben“,  hetzt er entrüstet den Hund auf sie: „Nicht einen Tag – Nicht eine Stunde – Nicht einen Atemzug!!!

Sie gelangt zum Hospital. Dort hört sie, wie die alten Menschen den Tod eines jungen Mannes beklagen, der soeben sterben musste, wo doch zu ihnen, die den nächsten Morgen gar nicht mehr erleben möchten, der Tod sich weigert zu kommen. Voller Freude tritt sie auf die Alten zu und bittet sie „um der Barmherzigkeit willen“  ihr eines ihrer Leben zu schenken. Wie auf Kommando stürzen sie alle davon, ihre Gebrechlichkeit hält sie nicht zurück. In der Hast fällt eine Kerze um und das Hospital gerät in Brand. Die Insassen fliehen auf die Straße, doch die Helfer und Retter vergessen ein Neugeborenes im Haus. Die gerettete Mutter kommt wieder zu Bewusstsein und schreit: „Mein Kind!!


Die Geliebte rennt zurück in das brennende Haus: Das ist das Leben, das sie braucht, um es gegen das ihres Geliebten einzutauschen. Sie nimmt das Baby auf den Arm – da erscheint der Tod hinter ihr mit ausgestreckten Händen. Sie dreht sich um und will ihm das Kind überreichen. Der Tod schaut ihr ins Gesicht, er greift nicht nach dem Kind, er wartet, bis sie es ihm wirklich gibt. Im letzten Moment besinnt sie sich, sie schüttelt den Kopf und presst das Baby an sich, um es gleich darauf aus dem Fenster zur Mutter hinabzulassen. Im brennenden Haus hat sie ihr Leben gegeben für das des Kindes. Nun nimmt der Tod sie mit und bringt sie zu ihrem Geliebten: „Wer sein Leben hingibt, der soll es erhalten.“ Der Geliebte erhebt sich von seinem Totenbett, und vereint mit dem Tod geht das Brautpaar davon.

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Walter Schulze-Mittendorff, links

Die Häscher erledigen ihren Mordauftrag.

Der Geliebte, Bildmitte, kann dem Tod nicht entkommen.

©: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung